OSNABRUECKER ZEITUNG "NEUE OZ"
OSNABRUECKER ZEITUNG "NEUE OZ"
Abschluss des Euregio Musikfestivals
Osnabrück. Die Junge Philharmonie stellt sich in Hagen das erste Mal der Öffentlichkeit vor und überzeugt. Bei diesem Abschlusskonzert des Euregio Musikfestivals ist außerdem der großartige Moskauer Trompeter Kirill Soldatov als Solist zu erleben.
Der allererste Auftritt – eine spannende Sache, da hört man genau hin. Was wird dem Orchester, der Jungen Philharmonie Osnabrück, bei seinem Debüt gut gelingen, woran ist noch zu arbeiten? Die Formation hat eine große Chance, denn dieses Debüt ist zugleich das Abschlusskonzert des Euregio Musikfestivals, und das bietet gewisse Vorteile.
Der bedeutendste besteht eindeutig darin, dass durch die Kontakte ein hervorragender Solist gewonnen werden konnte: Kirill Soldatov spielt Aleksandr Arutjunjans Trompetenkonzert. Und er spielt das Virtuosenkonzert in flottem Tempo nicht nur technisch lupenrein, sondern auch musikalisch sensibel und vielseitig, vor allem aber mit überaus strahlendem und kräftigem Klang. Selbst er hat allerdings manchmal Schwierigkeiten, an lauten Stellen gegen das Orchester anzukommen.
Denn auch das produziert einen großen und schönen Klang, aber ganz ausgewogen ist er manchmal noch nicht. Die ehemalige Kirche in Hagen macht es den Musikern nicht ganz leicht, der Raum ist für ein großes Orchester im Grunde überakustisch und bekommt der Transparenz nicht gut. Da kann es leicht passieren, das einzelne Stimmgruppen im Vergleich zu laut werden. Auch für das Zusammenspiel ist das sicher nicht einfach, und manche, allerdings wirklich nur kleine Mängel in dieser Hinsicht gehen womöglich auf das Konto des Raumes. Die Intonation ist ein Bereich, an dem fast immer noch etwas zu verbessern ist, sie ist bei der Jungen Philharmonie Osnabrück allerdings meist schon erstaunlich gut. Und schließlich muss man bei aller Kritik in Rechnung stellen, dass sich die Musiker und ihr Dirigent Christopher Wasmuth für ihr Debüt ziemliche Brocken ausgesucht haben. Außer dem Solokonzert stehen Rimskij-Korsakows „Zarenbraut“-Ouvertüre, Strawinskijs Zirkuspolka für einen jungen Elefanten und die fünfte Symphonie von Tschaikowskij auf dem Programm.
Wirklich gut gelingt dem Orchester die dramatische musikalische Gestaltung. So ganz entgehen die Musiker der Gefahr zwar nicht, dass der Dur-Schluss der hochdramatischen Tschaikowskij-Sinfonie etwas platt wirkt, und von den Tempi her sind die Kontraste im Finale vielleicht etwas gering, doch die Allegro-vivace-Abschnitte haben trotzdem Wucht, und auch sonst leidet die Aufführung nicht gerade unter fehlender Dramatik. Außerdem fallen schöne Details auf: die allesamt wunderbaren Soli der Bläser, die stimmigen Tempowechsel im langsamen Satz und vieles mehr. Der Jungen Philharmonie Osnabrück ist ihr Debüt großartig gelungen. Als Erklärung gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder war das der beflügelnde Zauber des Neubeginns, oder, und das ist der Truppe zu wünschen, hier liegt Potenzial.